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Ein wildes Treiben von überwiegend Männern, die mit Unmengen von Wäschebergen hantierten. Ein mehrere Fußballfelder großer Platz ist mit Betonkammern, gefüllt mit Seifenlauge und Wäsche, bebaut. Überall wird Hand angelegt, um den Schmutz aus der Wäsche zu entfernen. Zu dem Seifenlaugengeruch mischt sich dicker Qualm von den Kohleöfen für die Kochwäsche und den altertümlichen Bügeleisen.

Ich habe mir einen faszinierenden Ort für diese Fotodokumentation ausgesucht: Im Jahr 1902 haben die Briten das Konzept des Open-Air-Waschsalons in Kalkutta/Kolkata eingeführt. Nach fast 120 Jahren gibt es noch ungefähr 700 Wäscher, genannt „Dhobi“, die den Waschplatz im südlichen Kalkutta am Leben erhalten.

Nach dem üblichen Nachfeilschen mit dem Taxifahrer, er war der Meinung, er hätte mir beim Einstieg in sein Uralt-Auto einen anderen Fahrpreis genannt, betrete ich eine unscheinbare Straße und stehe vor einem großen Holztor, über dem ein altes Holzbrett mit der Aufschrift „Dhobikhana“ steht. Es liegt ein Geruch von Seifenlauge in der Luft, der mich an meine Kindheit erinnerte, als meine Mutter einmal in der Woche noch die Wäsche von Hand waschen musste.

In Süd-Dhobikana gibt es nur eine Niederspannungs-Stromversorgung, dadurch ist die Verwendung elektrischer Bügeleisen oder auch elektrisch betriebener Wäscheschleudern unmöglich. Was mir sofort ins Auge fällt, ist das scheinbare Chaos der Wäscheberge, die es zu bewältigen und zuzuordnen gilt. Zwischen diesen befinden sich teilweise die Wohn- und Schlafplätze der Dhobi.

Kalkutta war die Hauptstadt des kolonialen Indiens und aus diesem Grunde errichteten die Briten Anfang 1900 auf 24 Hektar Land, diesen Waschplatz. Das sind ungefähr 17 Fußballfelder mit 200 Waschblöcken, die bis heute noch regelmäßig genutzt werden. Beeindruckend für mich ist es, die Wäscher bei der Arbeit zu beobachten. Es werden den ganzen Tag abwechselnd die Waschblöcke zum Schlagen der Wäsche verwendet. Die schmutzige Kleidung wird über Nacht in Seifenwasser eingeweicht. Um weiße Wäsche sauber und fleckenfrei zu bekommen, darf ausnahmsweise Bleichmittel verwendet werden.

Der Arbeitstag der Wäscher beginnt meist schon, bevor die Sonne aufgeht, es wird solange gearbeitet, bis alle Teile gereinigt, getrocknet und auch, je nach Notwendigkeit, gebügelt sind. Neben dem körperlich anstrengenden Schlagen der Wäsche auf den Waschblock ist auch das Schleudern der nassen Wäsche nur durch eine Handkurbel zu bewältigen. Die Trocknung der Wäsche erinnert mich ebenfalls wieder an meine Jugend: Wäscheleinen, die kreuz und quer auf Freiflächen gespannt werden, unterstützt durch unzählige Wäscheständer, um die Wäsche vom schmutzigen Boden fern zu halten. Zwischen den zu trocknenden Wäscheteilen tummeln sich allerhand Haustiere, sowie die in Kalkutta allgegenwärtigen Krähen. Letztere nutzen die Wäscheleinen auch gerne als Sitzgelegenheit.

Einige Dhobis arbeiten bereits seit 50 Jahren bei extremer Hitze im Sommer und großer Kälte im Winter. Seit Generationen werden die Waschplätze weitervererbt, wobei es immer schwieriger wird, jüngere Familienmitglieder für diese Arbeit zu gewinnen. Übrigens führten die Portugiesen das Bügeln bestimmter Kleidungsstücke ein, so dass das bengalische Wort für Bügeln „istri“ sich aus der portugiesischen Sprache ableitet.

Der älteste, noch im Betrieb befindliche Dhobikana Indiens, bekommt überwiegend Wäsche aus Kalkuttas Hotels, Krankenhäusern aber auch aus anderen Wäschereien angeliefert. Der immer noch günstige Preis dafür ist das Hauptargument. Menschen kosten weniger als Maschinen.

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• English text below •

A wild hustle and bustle of mostly men who handled tons of laundry. A square, several football fields, is built on with concrete chambers filled with soapy water and laundry. Everywhere hands are lined up to remove the dirt from the laundry. The smell of soapy water is mixed with thick smoke from the charcoal stoves for the hot laundry and the old-fashioned iron.

I have chosen a fascinating location for this photo documentation: In 1902 the British introduced the concept of the open-air laundromat in Calcutta / Kolkata. After almost 120 years, there are still around 700 washer-men, called “Dhobi”, who keep the washing place in southern Calcutta alive.

After the usual haggling with the taxi driver, he was of the opinion that he would have given me a different fare when I got into his old car, I step onto an inconspicuous street and stand in front of a large wooden gate with an old wooden board with the inscription “Dhobikhana ” stands. There is a smell of soapy water in the air that reminded me of my childhood when my mother had to hand wash the laundry once a week.

In South Dhobikana there is only a low-voltage power supply, which means that it is impossible to use electric irons or electric spin dryers. What immediately strikes me is the apparent chaos of the mountains of laundry that have to be mastered and assigned. Between these are partly the living and sleeping areas of the Dhobi.

Calcutta was the capital of colonial India and for this reason the British built this washing place on 24 hectares in early 1900. That is around 17 soccer fields with 200 washing blocks that are still used regularly to this day. It is impressive for me to watch the washers at work. The washing blocks are used alternately to beat the laundry throughout the day. The dirty clothes are soaked in soapy water overnight. In order to keep white laundry clean and free of stains, bleach may be used as an exception.

The washer’s working day usually begins before the sun rises, and work continues until all parts have been cleaned, dried and, if necessary, ironed. In addition to the physically strenuous beating of the laundry on the washing block, the wet laundry can only be spun with a hand crank. The drying of the laundry also reminds me of my youth: clotheslines that are stretched criss-cross in open spaces, supported by countless drying racks to keep the laundry away from the dirty floor. All kinds of pets cavort between the laundry items to be dried, as well as the ubiquitous crows in Calcutta. The latter also like to use the clotheslines as seating.

Some dhobis have been working in extreme heat in summer and very cold in winter for 50 years. The washing places have been passed on for generations, and it is becoming increasingly difficult to get younger family members to do this work. Incidentally, the Portuguese introduced the ironing of certain items of clothing, so that the Bengali word for ironing “istri” is derived from the Portuguese language.

The oldest Dhobikana in India, which is still in operation, mainly receives laundry from Calcutta’s hotels and hospitals, but also from other laundries. The still low price for it is the main argument. People cost less than machines.

• Translation by Google •

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